Wunderbare Tage bei den
36. Hofer Filmtagen

23.10. bis 27.10.2002

(...) Ein 25minütiger Kurzfilm, in dem alles zusammenstimmt, von der witzig-surrealen Geschichte über markante Dialekt-Dialoge bis zur komödiantischen Kraft des Ensemles: Matthias Kiefersauers "Wunderbare Tage". Dornbüsche brennen, Wasser verwandelt sich in Wein, und das in einem Tonfall, der in den besten Momenten an Dietls "Münchner Geschichten" erinnert.

Süddeutsche Zeitung, 28.10.2002



Filmnachwuchs: Matthias Kiefersauer
Ein Faible für die gute Geschichte

Hof – Eigentlich wollte Matthias Kiefersauer mal Printjournalist werden, schrieb mit 17 schon Artikel für die "Süddeutsche Zeitung", doch aus heutiger Sicht ist glücklicherweise "der Zug schon abgefahren".
Matthias Kiefersauer wurde 1973 in Wolfratshausen bei München geboren, machte Abitur, Zivildienst und fing daraufhin ein Germanistikstudium an. Doch die Begeisterung dafür hielt nicht lange. Bald brach er das Studium ab und begann ein Volontariat bei einer Filmproduktionsfirma. Dort arbeitete er hauptsächlich im Bereich Fernsehjournalismus.
An der Filmhochschule in München bewarb er sich aus zwei Gründen: erstens, weil er im Fernsehbereich dazulernen und doch noch einen "Abschluss in der Tasche" haben wollte. Und zweitens, weil er sich aus Furcht vor einer Absage nie an der Münchner Journalistenschule beworben hatte, und das Bewerben "jedoch zumindest einmal ausprobiert haben wollte". Und er wurde sofort aufgenommen.
Trotz des Studiums in der Dokumentarfilmklasse fand Kiefersauer bald Geschmack daran, Spielfilme zu machen, und vor allem Drehbücher zu schreiben. Dabei ist sein Hauptanliegen klar: "Ich habe ein Faible dafür, Geschichten zu erzählen. Ich bin vielleicht nicht so ein Filmfreak, wie manche meiner Kommilitonen, aber ich liebe Geschichten."
Und so hat Kiefersauer neben dem Studium an der HFF viel für den Bayerischen Rundfunk gearbeitet, war unter anderem verschiedene Male Schnittregisseur bei "Gernstl unterwegs", und hat für Franz Bogners "Café Meineid" Geschichten ausgearbeitet.
Kiefersauer, der in Bayern fest verankert ist – "ich fühle mich wohl im bayerischen Metier" –, kann sich gut vorstellen, in der Zukunft fürs Fernsehen zu arbeiten, seine eigenen "Münchner Geschichten" zu machen, da er im Gegensatz zu vielen anderen keine Berührungsängste mit Serien habe.
Dieser Lokalkolorit wird auch in Hof zu sehen sein, wenn Kiefersauer seinen Abschlussfilm "Wunderbare Tage" präsentiert. Schon 1997 war er mit dem Kurzfilm "Ein kurzer Film über das Küssen" auf den Festspielen vertreten.
In seiner neuen Komödie geht es um einen katholischen Pfarrer, der sich mit seinen Ideen gegen das gesamte Dorf durchsetzen muss. Eine Art "oberbayerische Ausgabe von Don Camillo", meint Kiefersauer. Als Spielwiese für den Plot benutzte er verschiedene Themen aus der Bibel, jedoch ohne religiösen, aber auch ohne religionskritischen Hintergrund, wie er sagt.
Den Film, der schon ans Bayerische Fernsehen verkauft ist, entwickelte Kiefersauer zusammen mit dem Kameramann Daniel Schönauer, der ihn, selbst Student an der HFF, durch seine gesamte Studienzeit begleitete, und Produzentin Andrea Wetzel. Überhaupt sagt Kiefersauer, wäre der Dreh zu "Wunderbare Tage" aufgrund des tollen "Teamgeistes" im großen Ensemble eine besondere Erfahrung gewesen.
Wie auch bei seinen vorhergegangenen Filmen ist "Wunderbare Tage" laut Kiefersauer "eher geschichtenlastig als bilderlastig", mit sehr zurückhaltender Kameraführung. Aber dafür hat Kiefersauer "großes Vertrauen in die Dialoge" und sind "natürlich am besten, wenn sie in Mundart geschrieben sind".

Frankenpost/Hofer Anzeiger, 25.10.2002


(...) Dass gerade in und an der Provinz das Kino zu sich selbst und seinen Stärken finden könnte, das ist nun schon im 36. Jahr das Credo der Hofer Filmtage. Die Heldensagen des deutschen Autorenfilms liegen zwar bereits eine Generation zurück, seine Rolle als heimliches Zentrum des deutschen Films macht aber der fränkischen Kleinstadt auch heute keiner streitig. Nirgendwo kann man in so kurzer Zeit den größten Teil der Jahresproduktion überblicken, Debütanten mit Routiniers vergleichen, in Kurzfilmen den ersten Talentproben von Hochschülern nachspüren, von denen sich einige mit Sicherheit einen Namen machen werden. Etwa Michael Dreher und Matthias Kiefersauer. Zwar könnten ihre Kurzfilme Liveschaltung und Wunderbare Tage unterschiedlicher kaum sein: Während Dreher in kühlen Bildern ein an Houellebecq erinnerndes Szenario depressiven Massentourismus entfaltet, stöbert Kiefersauer zu Klängen der Popband Sportfreunde Stiller einer Bayernerfahrung nach, die an Karl Valentin und Helmut Dietl erinnert, ohne dass man Edmund Stoiber ganz vergisst. Beiden gemeinsam ist ihre Aufmerksamkeit für Details und die Ausgewogenheit von Form und Inhalt. (...)

Frankfurter Rundschau, 29.10.2002



"Wunderbare Tage" von Matthias Kiefersauer, sein Abschlussfilm für die HFF München, bietet einen warmherzigen, verschmitzten Blick auf das Leben in der Provinz. Oberbayern, ein patenter Pfarrer, falsche biblische Wunder, um die Kirchenbänke wieder zu füllen, ein göttlicher Fußballspieler: Hier passt alles zusammen, bis in die Sprachfärbung.

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