Wunder gibt's immer wieder
Bilder aus Wolfratshausen in "Wunderbare Tage"


Von Roswitha Diemer. Wolfratshausen/München – "Viel zu kurz!", "Zugabe", "Super": Mit derart begeisterten Zurufen und nicht enden wollendem Applaus zollte das handverlesene Publikum dem Kurzfilm "Wunderbare Tage" im Kino am Sendlinger-Tor-Platz in München seine Anerkennung. Der gebürtige Wolfratshauser Matthias Kiefersauer präsentierte dort in der Nacht zum Sonntag seinen Diplomfilm für die Filmhochschule in München.

Was macht ein moderner Dorfpfarrer (Michael Lerchenberg), wenn keiner mehr in seine Kirche geht? Ganz einfach: Er greift zu Mitteln, die nicht ganz korrekt sind. Plötzlich brennen Dornenbüsche, Wasser verwandelt sich in Wein, und eine nackte Eva (Meike Droste) begegnet einem Obsthändler (Peter Rappenglück), der ihr einen Apfel schenkt. Die Dorfkirche füllt sich zusehends, Pfarrer Schöttl ist zufrieden. Alles wäre gut, wenn nicht plötzlich ein göttlicher Fußballspieler auftauchte, mit dem niemand gerechnet hatte – schon gar nicht der Pfarrer.

Verschmitzter Blick in die Provinz
Die markante Dialektik und die hochkarätige Besetzung des Films erinnern in seinen besten Momenten an Dietls "Münchner Geschichten". Einmal mehr beweist der sympathische 30-jährige in seinem 25-minütigen Spielfilmdebüt, dass er das Zeug zum großen Filmemacher und Drehbuchautor hat. Immer wieder bietet er dem Zuschauer einen warmherzigen, verschmitzten Blick auf die Menschen und das Leben in der Provinz. "Wunderbare Tage" entstand unter anderem in der Geltinger Kleinkunstbühne "Hinterhalt" und im Obstgeschäft Holzer in Wolfratshausen (wir berichteten). Namhafte Kabarettisten wie Claus Steigenberger, Alexander Liegl, Luise Kinseher und Christian Springer gaben sich dazu die Ehre. "Es war ein Superspaß, mit Matthias zu arbeiten", lobte Produzentin Andrea Wetzel den Jungregisseur im Namen der gesamten Crew. Im Gegenzug bedankte sich Kiefersauer bei seiner Mutter Renate fürs Mitspielen.
Eigentlich wollte Matthias Kiefersauer Printjournalist werden. Doch nach einem abgebrochenen Germanistikstudium landete er als Volontär bei einer Filmproduktionsfirma. Mit einer kurzen Hommage an Wolfratshausen – "Da wo ich herkomm" – bewarb sich Kiefersauer erfolgreich an der Filmhochschule München. 1997 war er mit dem Kurzfilm "Ein kurzer Film über das Küssen" auf den Hofer Filmfestspielen vertreten. Es folgte der Film "Nudeln" erstmals mit "richtigen Schauspielern" und eigenem Drehbuch. "Ich liebe es, Mundart-Geschichten zu erzählen und den lokalen Bezug nicht zu verlieren", sagt der heimatverbundene Dokumentarfilm-Student von sich. Wie es in Zukunft beruflich weitergehen wird, zeichnet sich jetzt aber schon deutlich ab. "Ich habe vier Exposés in meiner Schublade liegen und will auf jeden Fall weiterhin Spielfilme machen."

Die "Wunderbaren Tage" werden im Sommer im Fernsehen zu sehen sein: Der Bayerische Rundfunk zeigt den Film voraussichtlich im Rahmen der Kurzfilmnacht.

mm / merkur-online, 25.02.2003