Tolle kurze Filme zeigt der Bayerische Rundfunk am Samstag, 21. Juni, um 22.30 Uhr in der Bayerischen Kurzfilmnacht: „Always Crashing In The Same Car“, „Der Templer“ und „Revanche (14/1 Endlos)“. Eröffnet wird die Filmnacht mit einem besonders tollen Film: „Wunderbare Tage“ von dem 30jährigen Regisseur Matthias Kiefersauer spielt in einem kleinen bayerischen Dorf. Es brennen Dornbüsche, Eva kauft einen Apfel und die Sportfreunde Stiller singen dazu. Und weil „Wunderbare Tage“ wirklich toll ist, zeigt der Bayerische Rundfunk den Film gleich ein zweites Mal. Und zwar schon eine Woche vor der Kurzfilmnacht am Sonntag, 15. Juni, um 15 Uhr.

nikolaus-roettger, jetzt.de



„Dialoge im Dialekt – um Welten besser“
Filmemacher Matthias Kiefersauer (29): Sein Debüt im BR

MÜNCHEN Dorfpfarrer Xaver hat Probleme: Die Leute schauen allenfalls bei Hochzeiten mal bei ihm vorbei, ansonsten ist das Gotteshaus leer. Da greift er zu ungewöhnlichen Mitteln. Er engagiert seine Nichte und ihre Improvisations-Theatergruppe: Sie machen aus dem oberbayerischen Kaff einen wahrlich wunderlichen Ort, in dem brennende Büsche sprechen und Mäntel zerteilt werden. Der Plan geht auf – doch plötzlich taucht einer auf, mit dem der Pfarrer nicht gerechnet hat.
„Wunderbare Tage“ heißt der 25-minütige Kurzfilm, den der BR gleich zweimal zeigt. Es ist der Abschlussfilm des jungen Münchner Filmemachers Matthias Kiefersauer. Die Geschichten des 29-Jährigen spielen in Bayern – und sind im Dialekt geschrieben.
Ermutigt dazu hat ihn Autor und Regisseur Franz Xaver Bogner („Irgendwie und sowieso“), den er als Dozent an der Münchner Filmhochschule hatte. „Mein erstes Buch war auf Hochdeutsch. Der Franz hat gesagt, ,mach's ruhig auf Bairisch'. Irgendwann hab ich gemerkt, dass meine Dialoge im Dialekt um Welten besser und pointierter sind“, erzählt er.
Aufgewachsen ist Kiefersauer in Wolfratshausen, daheim wird bairisch gesprochen. Was macht den Bayern aus? „Meine Erfahrung ist, dass der Bayer ein bisschen mehr in sich ruht als andere“, sagt er. „Und er sagt viel mit wenig Worten.“
Bogner war von seinem Schüler so begeistert, dass er ihn in sein Autorenteam für „Café Meineid“ holte. „Matthias hat sofort den richtigen Ton getroffen. Und er hat einen guten Blick für das Bayerische“, sagt Bogner zur AZ. Zwei Jahre schrieb Kiefersauer für „Café Meineid“.
Bogner ist sicher, dass aus dem Matthias „mal richtig was wird. Wenn er bei sich bleibt, und sich nicht auf irgendeinen Trend draufhockt.“
Trendig ist „Wunderbare Tage“ wirklich nicht. Es ist eine ungewöhnliche Geschichte über kleine Leute vom Dorf, skurril, witzig und ein bisschen mystisch. „Für einen flippigen Berlin-Film wäre ich bestimmt nicht der Richtige“, sagt Kiefersauer. Für Almenkitsch aber auch nicht. „Ich will keine Heimatfilme mit Bayern-Klischees machen.“
Genau das schätzt auch Michael Lerchenberg, den Kiefersauer als Hauptdarsteller gewinnen konnte. „Das Problem bei bayerischen Geschichten ist oft, dass sie in der Vergangenheit wühlen. ,Wunderbare Tage' aber ist ein sehr phantasievolles Buch und eine heutige Geschichte“, sagt der Schauspieler, der als Stoiber-Double am Nockherberg und als Prälat im „Bullen von Tölz“ bekannt ist.
Der BR hält sich das Talent warm. Demnächst dreht Kiefersauer einen Dokumentarfilm für die Reihe „Irgendwo in Bayern“. Sein Ziel bleibt aber die Fiktion. Zusammen mit dem Kabarettisten Alexander Liegl arbeitet er an neuen Drehbüchern. Seine großen Vorbilder sind Franz Xaver Bogner und „der frühe Dietl“
Den Tscharlie aus den „Münchner Gschichten“ mag Kiefersauer besonders gern, „obwohl die Serie so alt ist wie ich“. Aber ihm fiele da schon was ein. „Irgendwann meine Münchner Gschichten aus meiner Zeit zu erzählen – das wäre ein Traum.“

Tina Angerer, Abendzeitung, 13.06.2003



In Warngau wäscht Jesus Don Camillo den Kopf
Ländliche Atmosphäre lockt Nachwuchs-Regisseur ins Dorf

WARNGAU Wie ein Pfarrer versucht, sein Dorf in die Kirche zu locken, erzählt Matthias Kiefersauers 25-minütiger Kurzfilm „Wunderbare Tage“. Von den elf Drehtagen, die Kiefersauer brauchte, um seine Abschlussarbeit für die Filmhochschule in München in den Kasten zu bringen, drehte er neun in Warngau. Das Bayerische Fernsehen strahlt den Film am Samstag, 21. Juni, um 22.30 Uhr aus.

„Mich zieht es zu den ländlichen Themen. Mein Pfarrer ist ein oberbayerischer Don Camillo, liebenswürdig, aber nicht ohne Fehler“, so Kiefersauer, der in „Wunderbare Tage“ die Straßen Warngaus, die Kirche, das Gasthaus zur Post und das Vereinsheim der Fußballer auf den Bildschirm bringt. „Wir sind vom Starnberger See zum Irschenberg gefahren und haben nach einem Drehort gesucht. Nirgendwo hat es uns so gut gefallen wie in Warngau“, sagt Kiefersauer. Ihm war wichtig, dass der Zuschauer eine intakte Dorfstruktur erkennt.

In „Wunderbare Tage“ heuert Pfarrer Xaver Schöttl eine Theatergruppe an, die allerlei faulen Zauber treibt, um die Dorfbewohner in die Kirche zu locken. Als dann eine Figur auftaucht, die nicht in des Pfarrers Skript zu finden ist, aber Wasser in Wein verwandelt, gerät der listige Schöttl ins Schwitzen. „Der Pfarrer wird die Jesus-Figur nicht mehr los“, sagt Kiefersauer. Von Blasphemie sei der Film weit entfernt. „Pfarrer haben mich angesprochen, weil sie den Film als Diskussionsgrundlage im Religionsunterricht nutzen wollen“, so der Regisseur.

Etwa 100 Statisten und 20 Schauspieler wirkten bei „Wunderbare Tage“ mit, darunter Mimen mit Leinwanderfahrung wie Michael Lerchenberg, Monika Manz, Alexander Liegl, Christian Lerch und Peter Rappenglück. Der Film lief bei den Hofer Filmtagen und bei Festivals in Saarbrücken und Göteborg. „Dort kommt man mit Fachpublikum und Produzenten in Kontakt.“ Kiefersauer hat Dokumentarfilm studiert und den Spielfilm für sich entdeckt „Nur wenige schaffen den Durchbruch. Warum sollte es bei mir klappen?“, fragt sich Kiefersauer, der auf seinen „Plan B“ vertraut. Er arbeitet als Fernsehjournalist und war schon für Franz Xaver Gernstl als Schnittregisseur tätig und hat Drehbücher für Franz Bogner geschrieben. Beide teilen seine Vorliebe für das Lokalkolorit.

Stephan Kippes, mm/merkur online, 14.06.2003